Corona – Die Angst muss enden, sonst endet das Leben!
Die Erhaltung der Gesundheit, der Schutz der Bürger vor Leid, Qual und Tod rechtfertigt alle Einschränkungen. Den Tod verhindern heißt Leben schenken. Wer kann dem widersprechen? Jeder Arzt, jede Pflegekraft, jeder Menschenfreund wir dem uneingeschränkt folgen. Welcher Politiker will das Leben seiner Bürger gefährden und sich dem Gedanken hingeben, den Tod der elterlichen und großelterlichen Generation verantworten zu müssen. Die die Zahlen der Sterbefälle aus Italien und auch in Deutschland zeigen bei den COVID-Toten einen Altersdurchschnitt von rund 80 Jahren. Es trifft also vorwiegend die Schwachen und Angreifbaren. Alter, chronische Erkrankungen und aktuelle Konstitution sind wohl die größten Risikofaktoren.
Das Leben hat viele Risiken, im Sport, in der Mobilität des Reisens, in unseren Lebensgewohnheiten, dem Essen, in unserem Lebensumfeld, in allem liegen Lebensrisiken, denen wir uns bewusst oder unbewusst aussetzen.
In zunehmendem Umfang gibt es poltisch-gesellschaftliche Bestrebungen den Menschen die Spielräume zu nehmen, das Leben muss doch geschützt werden. Verschleiern das Mantra der Medizin nach den unbegrenzten Möglichkeiten und die Hoffnung nach Unsterblichkeit den Blick auf die Realitäten? Unfallvermeidung, Fremdschutz oder globaler Überlebensschutz sind Nachhaltigkeitsziele. Nachhaltigkeit für welchen Horizont? Für unseren eigenen Lebensegoismus oder zum Erhalt der Lebensgrundlage zukünftiger Generationen?
Die Welt um uns herum soll den Erhalt des Lebens für alle sichern. Das stimmt und es stimmt auch wieder nicht.
Die Welt von heute wird nicht die Welt von morgen sein. Wir können nur begrenzt schützen was vergänglich ist. Wir müssen das Vergängliche wertschätzen, achtsam und sparsam sein, aber wir können das Rad des Lebens und auch den Tod nicht aufhalten.
Meine vor einigen Jahren mit 93 Jahren gestorbene Mutter war eine gläubige Frau. Für Sie war das Leben eine Chance. Sie verlor als junge Frau ihren Mann im Krieg und sie bekam eine neue Chance – mein Glück. Sie wertete immer die Chancen für die jungen Menschen höher und wichtiger ein, als für die Alten und Kranken. Im Krieg und in solchen Pandemien sind es meist die Alten und Kranken, die es nicht mehr schaffen. Es sind zudem auch diejenigen, denen wir das Ende des Lebens und den Tod nicht mehr zugestehen wollen. Wir wollen festhalten am hier und jetzt.
Meine Mutter, die bei meiner Geburt bereits 44 Jahre alt war, hat die Haltung getragen: „Gestalte Dein Leben“ und mit über 80 Jahren fügte Sie hinzu – „mein Leben hat eine sehr endliche Perspektive“. Sie hat immer der Jugend den Vorrang gegeben. Sie war bereit Ihr gelebtes Leben den Jungen zu schenken. Sie hat verzichtet, damit es uns gut ging.In den letzten Jahrzehnten haben uns die „Alten“ aus dem nichts, mit Fleiß, Verzicht und im Angesicht der Nazi-Schande den heutigen den Wohlstand erarbeitet. Was haben wir mit diesem Erbe gemacht?
Größer, schöner, weiter und reicher waren und sind bis heute die gesellschaftlichen Ideale und sie halten unsere Wirtschaft und unser persönliches Hamsterrad am Leben. Geld und nackte Finanzzahlen stehen vor persönlichem Engagement und Verantwortung. Wollen wir Erfolg weiterhin nur nach dem Finanzerfolg bewerten? Ist das nicht zu billig?
Der öffentlich Verwaltungsapparat, der immer funktioniert. Keine Risiken für Niemanden, kein persönlicher Beitrag, eine neutrale und sachliche Maschine, die stets weiter wächst und jedes Jahr mehr Mittel verschlingt. Das Schmiermittel kommt vom Bürger, es wird in der Krise auf Pump besorgt und die Rechnung wird uns später präsentiert. „Wir schaffen das!“ heißt eigentlich „Ihr schafft das!“ Die Wirtschaft, die Kämpfer, die Selbständigen. Wenn wir das schaffen sollen, müssen wir wieder schneller, höher und weiter laufen, Schulden abtragen … Für was eigentlich?
„Wir können das Rad auf dem Weg zur Endlichkeit nicht aufhalten – Gott sei Dank“ Deutschland und seine Bürger sind aufgeklärt, die Krise zeigt zu was die Menschen freiwillig in der Lage sind.
Müssen wir nicht daraus lernen? Müssen wir unseren Staat nicht grundsätzlich renovieren oder sogar sanieren? Ist die überbordende Gesetzgebung und die Verwaltungsfülle nicht der Tod der gesellschaftlichen Agilität? Was ist unsere Vision? Wie schaffen wir mit Deutschland wieder Anschluss an die Welt? Geht es um Chancen oder um das Bewahren des Status quo?
In den vielen Jahren meines Berufslebens und auch ganz privat, musste ich ertragen Menschen gehen zu sehen, teilweise habe ich sie auch als Arzt auf dem Weg begleitet.
Jeden Tag spüre ich als Vater die Ungeduld meiner pubertierenden Kinder neue Wege zu gehen, ihr Ding zu machen, sich zu entwickeln und die elterlichen Fesseln zu verlassen. Sie wollen etwas bewegen!
Das Alte bietet die Sicherheit des Bekannten, aber es gestaltet nicht die Chancen der Zukunft. Das Neue entsteht nur aus Kreativität, Engagement und Mut.
Wo ist der Wille in der Gesellschaft etwas zu bewegen? Wo kämpfen wir zusammen für eine Sache? Wie erreichen wir, dass Veränderung und Vergänglichkeit anerkannte Realitäten sind und im Grunde das Beste ist, was einer Gesellschaft passieren kann?
So langsam gehe ich mit 56 Jahren in Richtung „ältere“ Generation. Ich muss mich selbst fragen ob, wann oder wo ich im Weg stehe, was mein Auftrag ist, meine Kompetenz, meine Erfahrung – wie mein Weg ist mit der Endlichkeit umzugehen. Was traue ich mir zu, was will ich bewegen? Für welche Haltung trete ich ein? Welchen Preis sollen meine Kinder irgendwann für meine Existenz bezahlen? Am Ende muss, ja, darf ich mich entscheiden.
Angst vor Neuem, Angst vor Unbekanntem, Angst vor Vergänglichkeit, Angst vor der eigenen Endlichkeit.
Jeder Tag der Angst kostet uns Monate der Zukunft und bringt uns doch schneller dem Ende näher. Angst frisst Chancen. Unser Leben ist vergänglich, jeder Tag will gestaltet werden.
Jeden Tag müssen wir die Chancen und Risiken unseres Handelns abwägen und den Preis für unsere und die Zukunft unserer Kinder neu bewerten.
Wir können zu jeder Zeit unsere Haltung verändern und unseren Weg neu entscheiden.
Wollen wir die Chancen der Zukunft wirklich aufs Spiel setzen und die Macht den Ängstlichen und dem Gestern überlassen?
Schreiben Sie mir! Ich freue mich auf Ihre Meinung.
Ihr,
H.-P. Schlaudt