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Impfpflicht für Masern – Verantwortung für Mitmenschen übernehmen!

SPD-Politiker Prof. Karl Lauterbach war nicht nur Ausschussmitglied für Gesundheit im Deutschen Bundestag – er ist auch fünffacher Vater. Der Mann sollte sich mit Kinderkrankheiten wie Masern, Windpocken und Mumps auskennen. Vielleicht deswegen fordert Lauterbach vor kurzem die Impfpflicht bei Masern.

Und er ist damit nicht alleine: Die Weltgesundheitsorganisation hat kürzlich darauf hingewiesen, dass Impfgegner zu den globalen Gesundheitsbedrohungen gehören. Masern sind weltweit um 30 Prozent angestiegen.

Jetzt gehört Lauterbach einer Partei an, die eher mal auf staatliche Lösungen setzt, als den Bürger nach seinem Gusto einfach machen zu lassen. Im Falle der Masernkrankheit muss man Lauterbach an dieser Stelle aber einmal Recht geben. Die Masernkrankheit ist einfach zu gefährlich, als das wir sie den Eltern – die es sicherlich immer gut meinen – einfach so überlassen sollten. Ihre Gefahr wird mancherorts noch unterschätzt, mancherorts einfach nicht ausreichend beachtet. Doch Masern sind eine äußerst tückische Krankheit. 2017 sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) 929 Masernfälle aufgetreten. Das klingt nun wirklich nicht so viel. Warum dann eine Impfpflicht, die übrigens in Frankreich und in Italien schon besteht? Ganz einfach, weil es sich beim Masernvirus um ein hochansteckendes Virus handelt. Das Masernvirus überträgt sich rasend schnell und kann in seltenen Fällen zum Tod führen. Ein Fakt, der sich offenkundig noch nicht herum gesprochen hat. Die Zahl, der an einem Masern-Ausbruch Erkrankten, unterlag in den vergangenen Jahren immer großen Schwankungen. Waren 2014 gerade einmal 442 Patienten betroffen, so kletterte die Zahl im Jahr 2015 bereits auf 2.465 Fälle – mehr als das Fünffache.

Hierin liegt aber die Gefahr: Wenn Impfuninteressierte oder auch impfkritische Eltern sich auf die verlassen, die ihre Kinder ausreichend schützen, kann dieser Impfschutz schnell lückenhaft werden und damit viele Kinder bedrohen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und auch das RKI empfehlen eine Impfquote von 95 Prozent in der Bevölkerung. Laut WHO wird die Durchimpfungsrate von 95 Prozent jedoch nicht erreicht. Immerhin weisen heute mehr als 97 Prozent der Kinder, die in die Schule kommen, die erste Masernimpfung auf, so Professor Robert Wieler , Präsident des RKI, in einem Artikel der Ärzte Zeitung von 2017. Sorgen machen Robert Wieler dagegen die heute 18 bis 44-Jährigen von denen laut einer RKI-Erhebung nur gut 40 Prozent geimpft seien. Und bei denen, die geimpft sind, fehlt häufig die zweite – sehr wichtige – Masernimpfung, die den Impfschutz erst wirksam werden lässt. Diese und weitere Gründe führen dazu, dass die Masern in Deutschland bis heute nicht ausgemerzt werden konnten – auch wenn Deutschland damit innerhalb Europas nicht alleine steht. Zudem haben die Wissenschaftler vom RKI seit der Meldepflicht für Masern im Jahr 2001 erkannt, dass Ausbrüche besonders in Ballungsräumen vorkommen – zuvorderst in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Ein Fakt, der die Gefahr des hochansteckenden Virus noch einmal um einiges potenziert, wenn das Virus auf viele Menschen stößt.

Deswegen, liebe Eltern, Masernimpfung ist kein „nice-to-have“, sondern einfach eine notwendige wie auch medizinisch sinnvolle Maßnahme. Es ist einfach nur sozial, sein Kind gegen Masern impfen zu lassen und sich nicht darauf zu verlassen, dass durch die anderen geimpften Kinder ein ausreichender Impfschutz besteht.

Wenn Vernunft nicht zum Zuge kommt und Anreize ethisch schwer vertretbar sind, dann bleibt nur die Pflicht zur Impfung. Wie aber wird diese Pflicht dann durchgesetzt? Wird es Zwangsimpfungen geben? Immer wieder wird auch diskutiert, wie im Falle von Seuchen verfahren werden sollte. Sollten Impfverweigerer nachrangig als mögliche Impfversager behandelt werden? Können wir soziales Verhalten belohnen und Anreize setzen? Wie stehen Sie zur Impfpflicht bei Masern? Sollten wir Ländern wie Frankreich und Italien bei der Impfpflicht folgen, oder halten Sie den Status quo für ausreichend? Ich freue mich auf Ihre Beiträge. Ihr, H.-P. Schlaudt

Dr. Hans-Peter Schlaudt

Dr. Hans-Peter Schlaudt ist Experte für Krankenhäuser im Strukturwandel. Der Arzt und Manager gründete 1998 zusammen mit Dorit Müller die Unternehmensberatung JOMEC GmbH Healthcare Consulting+Management. Mit der Erfahrung von mehr als 25 Jahren in der Führung und Beratung im Gesundheitswesen will er nun mit dem Blog das Thema Gesundheitsversorgung auf die Tagesordnung setzen.