Wie frei ist der Tod?
In einer aufgeklärten und nach Selbstbestimmung ringenden Gesellschaft ist das kein Wunder. Erstaunlich ist jedoch, dass sich der Präsident der Deutschen Ärztekammer auf die Position zurückzieht, dass Ärzte Leben zu retten und damit zu erhalten haben. Doch ganz so schlank sollte der Schuh nicht sein.
Wir sprechen im Rahmen dieser Diskussion immerhin von Menschen in einer Grenzsituation, denen klar ist, dass sie gehen werden und dies trotzdem Forschung und Medizin in den letzten 20 Jahren bahnbrechende Erfolge errungen haben.
Krankheit und Tod als Teil des Seins anzuerkennen und damit umzugehen, muss unsere Gesellschaft wohl noch lernen.
Die Diskussion zeigt genau das: Ein Tod in Würde wird aus Angst vor der Verantwortung für das Leben negiert. Das hilft den Betroffenen nicht, löst aber sehr bequem das Dilemma der ärztlichen und politischen der Verantwortlichen zu Lasten der Kranken. Bewusst sterben erfordert Mut, Kraft, Klarheit und Verantwortung für sich selbst und zumindest jenen Mut wünsche ich mir im Rahmen dieser Diskussion.
Wenn Menschen in ihrer Verzweiflung jedoch Eigenverantwortung und Selbstbestimmung einfordern, sollten wir alles daransetzen, ihnen in dieser besonderen Lebenslage zu helfen, gerade als Ärzte. Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt des ärztlichen Auftrags. Das mit aller irdischer Macht geführte Streben nach Lebensverlängerung ist für das individuelle Leben nicht immer der richtige und selbstbestimmte Weg.
Die bewusste Entscheidung das eigene Leben bei unheilbarer Krankheit zu beenden und dafür auch Unterstützung in Anspruch zu nehmen, muss als selbstbestimmte Entscheidung akzeptiert werden. Als Gesellschaft müssen wir uns fragen mit welchem Recht wir diesen letzten Akt der Selbstachtung und Würde untersagen. In einer aufgeklärten Gesellschaft müssen wir Sorge dafür tragen, dass diese letzte, sehr persönliche Entscheidung möglich ist. Dafür haben wir einen verlässlichen und rechtssicheren Rahmen zu schaffen. Dieser muss auch die kontrollierte Unterstützung und Hilfe auf diesem Weg umfassen. Wenn die Ärzteschaft sich dieser Verantwortung entzieht, entbindet es nicht die Gesellschaft und damit die Politik eine verantwortungsvolle Lösung zu entwickeln.
Wie ist Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit mir! Ich freue mich auf Ihre Beiträge.
Ihr,
H.-P. Schlaudt